Eine Brücke geht aufs Wasser
Millimeter für Millimeter Balance gegen die Naturgesetze
Die neue Retheklappbrücke am Hamburger Hafen ist eine der spektakulärsten Brückenbauten in Europa. Sie zählt zu den weltweit größten ihrer Art. Ein Neubau war unumgänglich, da die 1934 erbaute Rethehubbrücke, die zur Zeit noch neben dem Neubau steht, das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreicht hat. Ihr Rückbau beginnt mit der Fertigstellung der neuen Brücke. Verläuft alles wie geplant, wird dies 2015 der Fall sein. Die neue Brücke wird eine Spannweite von 104 m und eine Querung von 64 m haben. Somit wird sie die größte Klappbrücke Europas mit kombiniertem Schienen- und Straßenverkehr. Die großen Stahlelemente für die neue Retheklappbrücke wurden auf dem Gelände von Rhenus Midgard im Nordhafen von Wilhelmshaven in einem Zwischenlager zusammengeschweißt und dort bis zum Abtransport auf Absetzdosen gelagert.
Und genau hier kamen wir ins Spiel. Die fünf bereitstehenden Brückenteile mussten auf zwei Schwerlastpontons verladen werden, die sie auf dem Wasserweg zum Hamburger Hafen transportieren sollten. Unser Einsatz begann am ersten Sonntag im Juli 2014. Mit einem Konvoi aus zehn LKWs mit den SPMT Modulen und weiterem Material wie Absetzdosen und diagonal Streben, sowie einem 50 t Hilfskran und einem Merlo Teleskopstapler ging es auf das Einsatzgelände in Wilhelmsaven. Zwei ganze Tage nahmen die Vorbereitungen in Anspruch. Nachdem alles entladen und zusammen gebaut war, konnte der Transport der Stahlkolosse bestehend aus vier Hauptklappen für die Brücke und einem fünften kleineren Brückenteil beginnen.
Thilo Fischer, unser SPMT Spezialist, und ein achtköpfiges Team brachten insgesamt vier Powerpacks (3 x Z350 + 1 x Z100) unter dem ersten Klappteil der Brücke in Stellung, wobei sie an dem vorderen Ende zwei Züge mit jeweils 7-Achslinien parallel koppelten. Unter das hintere, schwerere und breitere Ende des Brückenteils wurden zwei Züge mit je 9-Achslinien und einer speziellen Unterkonstruktion exakt an vorher statisch berechnete Stellen gefahren. Die in sich stabile Unterkonstruktion bestand aus jeweils vier Türmen, die jeweils verstrebt und verschraubt waren, um diese diagonal abzustützen und ihnen Seitenstabilität zu bieten. Eine Transportstrecke von gut 500 m, innerhalb des Hafengeländes bis zur Verladestelle an der Kaimauer musste mit jedem der bis zu 660 t schweren und
70,14 m langen Brückenteile bewältigt werden.
Dies erforderte einen ständigen Höhenausgleich bei Unebenheiten im Boden, da die Absetzdosen, auf denen die Brückenteile gelagert waren, beim Transport mit der Brücke fest verbunden blieben. An der Kaimauer angekommen, ging es Millimeter für Millimeter auf den schwimmenden Ponton. Dies war der zeitaufwändigste Teil des Einsatzes. Ein Aufsetzen der SPMTs durch Schaukeln und Kippen des Pontons musste durch permanentes Zu- und Abgeben von Wasser in den Pontonkörper verhindert werden. Nach jedem weiteren Zentimeter, der das Brückenteil auf den Ponton fuhr, wurde geprüft und nachjustiert. Nach fünf Tagen standen alle Brückenteile auf den Pontons zum Abtransport bereit und wir konnten unsere SPMT Module und das gesamte Material wieder auf die LKWs verladen. Zwei Tage dauerte es, bis wir den Nachhauseweg antreten konnten.
Brückenelement > Einsatzort: Wilhelmshaven > Equipment: SPMT Ges.-Gew. 837 t, 32 Achslinien, 128 Räder, 75,70 m x 14,33 m x 16,01 m (L/B/H) > Schwerstes EInzelteil: 660 t > Abmessungen: 70,14 m x 14,33 m x 14,30 m (L/B/H) > Einsatzbeschreibung: Transport von Brückenelementen auf Schwimmpontons